Sonntag, 11. Februar 2018

Spielwarenmesse Nürnberg 2018

[Messe] Spielwarenmesse 2018
Donnerstag, 1. Februar 2018
Nürnberg


Da die SPIEL im letzten Jahr für mich leider krankheitsbedingt SEHR kurz ausgefallen war, hatte ich mir vorgenommen, in Nürnberg möglichst viel mitzunehmen. Gesundheitlich zwar immer noch nicht ganz auf der Höhe, aber hochmotiviert, organisierte ich Ende letzten Jahres bereits reibungslos Urlaub, Eintrittskarte und die Bahnfahrt. Dann stellte mich jedoch die Terminabsprache bei verschiedenen Verlagen vor unerwartete Probleme. Obwohl ich (für meine Verhältnisse) relativ früh anfragte, waren die meisten Slots am Donnerstag leider schon vergeben. So blieben mir drei wirklich feste Termine und die Hoffnung auf lockere Gespräche zwischendurch. Theoretisch würde mir das umso mehr Zeit lassen, um mich auf eigene Faust den Neuheiten zu widmen...
In den letzten Jahren habe ich mir den Weg ins Pressezentrum immer direkt durch die Hallen gebahnt. In diesem Jahr versuche ich die Wegstrecke abzukürzen und umrunde die Messehallen von außen. Aber schon nach wenigen Metern bereue ich diese Entscheidung, treibt mir doch der eisige Wind, der um die Gebäude pfeift, die Tränen in die Augen. Völlig durchgefroren erreiche ich den Eingang Ost und beeile mich ins angenehm beheizte Pressezentrum zu kommen. Nachdem die Formalitäten wie Messekatalog abholen und Schließfach anmieten erledigt sind, gönne ich mir noch schnell ein koffeinhaltiges Heißgetränk, bevor ich mich ins Getümmel stürze.

Nachdem ich in den letzten Jahren relativ planlos kreuz und quer über die Messe gelaufen bin, versuche ich es in diesem Jahr mit einer anderen Taktik. Diesmal will ich mich von hinten nach vorne durcharbeiten und beginne am anderen Ende der Messe, in Halle 12, meinen Streifzug.
 
Trotz der frühen Stunde sind die Warteschlangen bei LEGO, Playmobil oder Mattel lang und verstopfen praktisch komplett die Durchgänge. Und wie in jedem Jahr nehme ich mir vor, das nächste Mal zumindest beim dänischen Klötzchenhersteller einen Termin zu machen um mir die kommenden Veröffentlichungen anzuschauen. Das traditionelle Diorama am Halleneingang widmet sich in diesem Jahr wieder der (erstaunlich langlebigen) Serie Ninjago und kann mit Ninjas, Monstern und Gebäuden in beinahe Lebensgröße aufwarten. Nachdem ich einige Minuten ehrfürchtig davor gestanden habe, geht es zum Modellbauer Revell – dem eigentlichen Grund warum ich in der Halle bin. Quasi als Einstiegsdroge oder für den eiligen Modellbauer präsentiert der Hersteller das Easy-Click System. Dabei handelt es sich um neue, teils vereinfachte Bausätze, die zusammengesteckt werden und bei denen die Verwendung von Kleber optional ist. Die ausgestellten Modelle sind erstaunlich detailliert und lassen sich, einmal gebaut, von ihren regulären Gegenstücken praktisch nicht unterscheiden. Ebenfalls ein Thema ist natürlich der kommende Star Wars-Film Solo. Doch bis auf einige nichtssagende Verpackungen und alte Modelle des Millenium Falcon gibt es leider noch nichts aussagekräftiges zu sehen. Daneben steht die übliche Mischung aus anspruchsvollen Bausätzen, fernsteuerbaren Modellen und verschiedenen Merchandise-Modellen, beispielsweise für das Computerspiel Halo oder das Star Trek-Universum, in den Regalen.
Im Erdgeschoss der Halle tummeln sich vor allem zahlreiche kleine ausländische Aussteller, die ihre Produkte hier einem größeren Publikum präsentieren wollen. Die beiden eindrucksvollen Ausnahmen davon sind Hasbro und Ravensburger, die zusammen gefühlt die Hälfte der Ausstellungsfläche einnehmen. Da meine Zeit, eigentlich wie immer, viel zu knapp bemessen ist, muss ich mich für einen der beiden entscheiden. Schließlich fällt die Wahl auf den Puzzlehersteller, der allerdings auch das eine oder andere Brettspiel in seinem Portfolio hat. Dabei fällt mir Kakerlacula auf, ein aufwändiges Schnippspiel um blutsaugende Insekten. Bei Break Free müssen sich die Spieler dagegen aus Handschellen befreien – wechselnde Schwierigkeitsgrade und Zeitdruck erschweren die Angelegenheit zusätzlich. Beide Spiele sehen durchaus nett und unterhaltsam aus, allerdings bin ich nicht wirklich die Zielgruppe.
Dafür bleibe ich dann ein paar Meter weiter bei GraviTrax hängen, einer Kugelbahn. Die Anordnungen, die auf der Messe aufgebaut sind, sehen recht spektakulär aus und es ist ziemlich faszinierend, dem Weg der Kugel über Bahnen, Trampoline, Weichen, Wippen und andere Spielereien zu folgen. Schließlich werfe ich noch einen kurzen Blick in den Bereich mit den Puzzlen. Die Auswahl ist hier beeindruckend, vom klassischen Puzzle mit Landschaftsmotiv, über optische Effekte bis hin zu richtigen dreidimensionalen Puzzles.

Die Halle 11 durchquere ich relativ zügig und blicke mich nur flüchtig um. Hier haben sich fast ausschließlich die asiatische Spielehersteller nieder gelassen und preisen ihre Produkte an. Für mich gibt es hier nicht viel Interessantes zu sehen, und so lasse ich die Halle bereits nach wenigen Minuten hinter mir und schlage im Spiele-Café auf. Wie schon in den letzten Jahren haben sich Pegasus Spiele hier ziemlich breit gemacht und präsentieren einen eindrucksvollen Stand. Das Ganze ist entsprechend der letztjährigen Veröffentlichung Mein Traumhaus gestaltet. In jedem Raum werden einige Spiele präsentiert, teilweise gibt es Sitzmöglichkeiten, es werden Häppchen und Nachos gereicht - sehr eindrucksvoll und leider auch sehr voll. Daher begnüge ich mich mit einigen kurzen Gesprächen am Stand und schnappe einige Informationen zu den Neuheiten auf. Recht prominent wird Film ab! vorgestellt, ein Familienspiel über einen Kinobesuch. Optisch macht das Spiel schon einen sehr guten Eindruck und das Thema hat ebenfalls Potential - leider reicht meine Zeit nicht, für eine Testrunde. Ebenfalls in den Fokus der Besucher drängt sich das Pummeleinhorn. Hier zeigen die Friedberger eine ganze Reihe schon bekannter Spielideen, beispielsweise Mau Mau, Werwölfe oder Love Letter, die nun einhorngerecht neu aufgelegt werden. Cat Lady richtet sich dagegen, wie der Titel schon vermuten lässt, eher an die Katzenliebhaber unter den Spielern. Bei diesem Kartenspiel wetteifern die Beteiligten, wer seine Fellnasen am luxuriösesten verwöhnt – also ganz wie im richtigen Leben. Schließlich werfe ich noch einen Blick auf Dragon Master, in dem es darum geht, Drachen in möglichst gewinnbringenden Kombination auszulegen. Die restlichen Neuheiten und Prototypen kann ich leider nur flüchtig überfliegen, da mich eine Verabredung in Halle 10 erwartet.


Zu meinem Termin bei Iello schaffe ich es grade noch so - werde aber von meinem Gesprächspartner gerügt, weil ich zwei Minuten zu früh bin. Nach einer kleinen, sehr unterhaltsamen Diskussion über typisch deutsche und französische Charaktereigenschaften geht es schließlich an die Spiele. Sehr angetan, und sei es auch nur wegen des Retro-Feelings, bin ich von 8BitBox. Das Grundspiel lässt sich als eine Art Betriebssystem beschreiben, mit dem mehrere klassische Konsolenspiele umgesetzt werden. Eine sehr charmante Idee und eine kurze Runde Nicht-PacMan macht Lust auf mehr. Optisch deutlich hübscher ist dagegen Fairy Tile ausgefallen, bei dem Spieler aus unterschiedlichen Plättchen Landschaften aufbauen und mit Ritter, Prinzessin oder Drache darüber ziehen. Dabei müssen sie unterschiedliche Aufgaben erledigen, aus denen sich eine fortlaufende Geschichte ergibt. Beim Spielprinzip bin ich mir noch nicht ganz sicher – werde es wohl aber bei Gelegenheit sicherlich ausprobieren. Rennspiele sind eigentlich so gar nicht meine Sache, dennoch finde ich Downforce nicht uninteressant.

Das Spiel kombiniert das eigentliche Formel 1-Rennen, mit Management-, Versteigerungs- und Wett-Elementen. Das Ganze wird über einen einfachen Kartenmechanismus geregelt und dürfte sicherlich den einen oder anderen Anhänger finden. Der eigentlich Blickfang auf dem Stand ist jedoch Raids. Spiele mit Wikingerthematik gibt es zwar eigentlich genug, aber dieses folgt einem, zumindest für mich, neuen Ansatz. Die Spieler ziehen ihre Schiffe von Hafen zu Hafen, sammeln dort Waren, Männer oder Trophäen ein und erhalten dafür Punkte. Auf den ersten Blick liegen die Stärken des Spiel dabei im originellen Zugmechanismus und der flexiblen Verteilung der Aufgaben – auch die Grafik kann überzeugen. Ganz neu ist ebenfalls ein eigenes Spielelabel, das sich ausschließlich an Kinder richtet. Loki startet mit Farmini, einem Legespiel, bei dem die Spieler Tiere sammeln und hinter Zäunen vor dem Wolf in Sicherheit bringen müssen, sowie Troll & Dragon, einem Risiko-Würfelspiel um die Erkundung eines Verlieses. Etwas opulenter und (ein klein wenig) komplexer präsentiert sich SOS Dino – hier geht es darum, kooperativ die letzten Dinosaurier vor Lavaströmen und Meteoriteneinschlägen zu retten.
 
Natürlich habe ich wieder mehr Zeit vertrödelt, als ursprünglich eingeplant. Dennoch bleibt mir – hoffe ich zumindest – noch genug Luft bis zu meinem nächsten Treffen. So kann ich in Ruhe die anderen Stände auf dieser Ebene abklappern. Auf meiner Runde komme ich zuerst am Stand von Ankama Products vorbei – hierzulande wahrscheinlich durch Krosmaster Arena bekannt. Mit Monster Slaughter wird ein Spiel vorgestellt, bei dem jeder Spieler eine Monsterfamilie anführt und Teenager meucheln muss. Eine mir sehr sympathische Thematik, mit hübschen Figuren und einem netten Spielprinzip. Daneben stehen das Rennspiel Kingdom Run, das etwas abstrakte Stellium und Dino Party, bei dem es darum geht, die Dinosaurier vor dem Aussterben zu bewahren – kommt mir jetzt bekannt vor... Allerdings fehlt mir die Zeit, mich intensiver mit den Spielen zu beschäftigen, zudem ist der kleine Stand grade ziemlich überlaufen. So folge ich weiter dem Gang zu Abacusspiele, die an gewohnter Stelle ihre Neuheiten aufgebaut haben. Mit Armed & Dangerous gibt es einen neuen Ableger für das Wild-West-Partyspiel BANG!. Die Deckscape-Reihe bekommt gleich zwei Fortsetzungen: Das Schicksal von London und Raub in Venedig greifen das Grundprinzip der derzeit beliebten Escape-Spiele auf und setzen es als Kartenspiel um. Die Spiele sehen zumindest recht hübsch aus und bieten hoffentlich den gleichen Spielspaß wie der erste Teil der Serie. Mit Pizza Monsters und Alles an Bord?! Gibt es dann auch noch Futter für den Spielernachwuchs – allerdings kann ich diese nicht richtig in Augenschein zu nehmen.
Wenn ich schon in der Gegend bin, kann ich auch gleich noch bei Queen Games vorbei schauen.
Den Charme der 1960er Jahre versprüht Franchise, in dem die Spieler versuchen, ihre Unternehmskette über die ganzen USA auszudehnen. Mal ein anderes, originelles Thema und relativ weit oben auf meiner Liste der zu spielenden Neuheiten. Etwas überfordert hat mich auf den ersten Blick Luxor. Die Suche nach der Grabkammer des Pharaos gestaltet sich recht bunt und mit vielen Komponenten. Hier muss ich irgendwann mit mehr Ruhe einen Blick darauf werfen. Mit Kobold darf auch ein nettes, kleines Kinderspiel nicht fehlen. Als namensgebende Wichte versuchen die Spieler allerlei Dinge aus dem Kinderzimmer zu stehlen, ohne dabei vom Schein der Taschenlampe ertappt zu werden. Auch dieses Spiel ist mir ein klein wenig zu bunt und zu voll, aber ich gehöre ja auch nicht zur Zielgruppe. Interessiert hätte mich auch noch Merlin, aber leider konnte mir niemand ein paar Sätze zum Spiel zu sagen.
Die Neuheiten bei Amigo Spiele kenne ich größtenteils bereits – einige Rezensionen finden sich bereits auf www.roterdorn.de. Eine liebgewonnene Institution ist die jährliche Erweiterung des Bohnanza-Universums; in diesem Jahr durch Marco Bohno. Mit diesen Karten wird das Grundspiel um bestimmte Aufgaben erweitert, die die Spieler neben der Bohnenernte erledigen müssen. Eine schöne Idee, die mich tatsächlich dazu bringt, mein altes Grundspiel wieder aus der Schublade hervor zu kramen. Auch das Kartenspiel All You Can Eat finde ich, jetzt wo ich es in natura sehe und kurz angespiele recht reizvoll. Eine Beschreibung fällt mir dagegen schwer, verbindet es doch Elemente aus Stich- und Bluffspielen zu einem funktionierenden Ganzen.

Langsam muss ich mir wieder Gedanken über meine Terminplanung machen und entschließe mich, dass Tempo ein wenig anzuziehen. Obwohl die Füße mittlerweile schmerzen geht es dann auch ohne Pause direkt weiter zu Schmidt Spiele (und natürlich deren Partnerverlagen). Hier fällt mir Race To The New Found Land ins Auge. Hinter dem etwas sperrigen Titel verbirgt sich eine gefällige Mischung aus Entdecker-, Handels- und Wirtschaftsspiel und ich lasse mir – entgegen meiner guten Vorsätze – das Spiel ausführlich erklären. Eher ein Spiel für den „ernsthaften“ Brettspieler und ein weiterer Kandidat für meine künftige Einkaufsliste. Am Tisch nebenan werfe ich einen Blick auf Agentenjagd, ein Deduktionsspiel, bei dem es gilt einen feindlichen Agenten aufzuspüren. Gesteuert wird das Ganze über eine App, die den Spielern Hinweise auf den Aufenthaltsort des Gesuchten gibt. Ohne mich jetzt näher damit auseinander zu setzen würde ich es als eine Mischung aus Scotland Yard und Where In The World Is Carmen Sandiego? einordnen. Schließlich passt Die Quacksalber von Quedlinburg dann auch sehr gut in die Serie der Spiele mit etwas umständlichen Titeln. Aus zufällig gezogenen Zutaten brauen die Spieler Tränke, ohne dass diese ihnen um die Ohren fliegen. Die Mischung aus Risikobereitschaft, Improvisationstalent und Taktik, zusammen mit den hübschen Illustrationen sprechen mich durchaus an. Den Rest des Standes muss ich mir leider sparen – es liegen immer noch einige große Brocken vor mir.
Einige Dinge, die bei HUCH & Friends in der Auslage liegen, hatte ich schon bei Iello gesehen.Doch es gibt noch eine oder zwei Sachen, die ich mir näher anschauen will. Dam It! sieht nach einem netten kleinen Legespiel aus, bei dem Biber darum wetteifern den höchsten Damm zu errichten. Nicht wirklich außergewöhnlich, macht aber einen ansprechenden, durchdachten Eindruck. Obwohl ich eigentlich ein großer Freund von Deduktionsspielen bin, kann ich dagegen mit Gangster City nicht übermäßig viel anfangen. Der Ermittlungsmechanismus kommt mir in diesem Falle doch sehr zufällig vor und auch die Wahlmöglichkeiten sind nicht soooo spannend – zumindest auf den ersten Blick. Viel besser gefällt mir dagegen Seikatsu, ein Spiel, bei dem ein Garten vor einer Pagode angelegt werden muss. Strategisch, ein wenig abstrakt und mit recht dezenten, asiatisch angehauchten Illustrationen gefällt mir das Spiel sehr gut; nicht nur wegen der Koi-Teiche. Von Spielidee und Aufmachung springt mir schließlich noch Greif zu! ins Auge. Hier geht es darum, einer Polizeirazzia zu entgehen und möglichst viel Beute zusammen zu raffen, die aus der Brieftasche des Paten gezogen wird. Ich denke, das dürfte ein recht spaßiges Spiel für eine größere Runde sein.
Schließlich liegt noch der Stand von Asmodee vor mir. Die Gänge sind verstopft, die eigentlichen Informationen bekommt man nur mit Termin (den ich natürlich, wieder einmal, nicht ausgemacht habe) und so begnüge ich mich, die wirklich zahllosen Neuerscheinungen zu überfliegen. Mehrere Spiele zu Star Wars sind dort ebenso vertreten wie das Brettspiel zu Fallout; die Arkham Horror-Serie wächst ebenfalls beständig. Hier am Stand fühle ich mich tatsächlich von der Masse der Veröffentlichungen komplett überfordert. Allerdings treffe ich hier im Gedränge einen Bekannten, der mir rät, es im Erdgeschoss der Halle am zweiten Stand zu versuchen – dort ist deutlich weniger los.

So drücke ich mich aus dem Gewühl heraus und schaue noch kurz bei Cool Mini Or Not vorbei, die gegenüber liegen. An dem kleinen Stand ist dagegen so gar nichts los und ein gelangweilter Eric M. Lang sitzt hinter dem Tresen. Ich nutze die Gelegenheit und lasse mir ein paar Details zu seinem A Song Of Ice & Fire geben, einem Tabletop-Spiel, dass in der Welt von Game of Thrones angesiedelt ist. Die Figuren sehen recht nett aus, und auch das Spielkonzept scheint durchdacht zu sein. Auch Council of 4 interessiert mich – ich habe eine Schwäche für Spiele mit höfischen Intrigen. Im Prinzip dreht sich alles um Lobbyarbeit, Korruption und lukrative Auftragsvergabe; allerdings in einem mittelalterlichen Königreich. Ich könnte mir vorstellen, dass sich das Spiel problemlos auch auf die eine oder andere aktuelle Regierung umsetzen lässt.
Den anderen Ständen kann ich leider nicht ganz so viel Aufmerksamkeit widmen, doch für einen kurzen Rundgang und ein paar Blicke in die Auslagen reicht meine Zeit dann doch noch. Schließlich kapituliere ich und gönne mir eine kurze, dringend notwendige Pause, bevor es ins Erdgeschoss geht.

Hier wartet eine wilde Mischung aus traditionellen (Holz-)Brettspielen, Buch- und Comicverlagen und auch kleinere Spielhersteller auf mich. Beim Moses Verlag gibt es nicht wirklich viel Neues zu sehen. Die black stories-Reihe werden nun um red stories erweitert, bei Yu-Ca-Tan müssen bestimmte Aufgaben erwürfelt werden und Schicht im Schacht lässt die Spieler Tunnel buddeln (Karten ablegen) um Punkte zu sammeln. Daneben gibt es wieder Mal- und Kinderbücher und viele hübsche Kleinigkeiten, die allerdings für mich weitgehend uninteressant sind. Bei Q-workshop stehe ich, wie eigentlich jedes Jahr, sabbernd vor der Auslage. Der polnische Hersteller bietet mittlerweile eine dermaßen breit gefächerte Auswahl an Würfel, dass es einem Angst und Bange wird. Es gibt Würfel für einzelne Pathfinder-Kampagnen, für obskure Brettspiele und Tabletops, exklusive Metall-Würfel und individuelle Sonderanfertigungen. Dazu kommen wirklich schicke Würfelbecher und -beutel, Unterlagen und Würfeltürme. Nicht, dass ich nicht schon Schränke voller Würfel zu Hause hätte, aber immer, wenn ich den Stand besuche, habe ich das dringende Bedürfnis neue Polyeder zu kaufen.

Wie vorausgesagt ist am zweiten Stand von Asmodee praktisch gar nichts los. Drei Mitarbeiter stehen bereit, um Auskunft über die Neuheiten zu geben; allerdings ist die Auswahl an präsentierten Spielen etwas eingeschränkt. Hier steuere ich zielstrebig auf Watson & Holmes zu, ein – wer hätte es gedacht – Deduktionsspiel im viktorianischen London. Die Aufmachung mit Schuber und Buch ist fantastisch, das (nicht kooperative) Spielprinzip überzeugt nach einem kurzen Blick in die Regeln. Jetzt muss ich nur noch auf die Veröffentlichung im Sommer warten. Die charmante Dame am Stand nötigt mich anschließend auch einen Blick auf Photosynthese zu werfen. Bäumen beim Wachsen zuzusehen hört sich jetzt nicht wirklich nach einem spannenden Spielprinzip an, aber das Spiel hat durchaus Anspruch und hat mich, auch Dank der sehr engagierten Überzeugungsarbeit, nun doch neugierig gemacht. Bei Gelegenheit werde ich sicherlich eine Testrunde wagen. Mein liebstes Zombiespiel Winter der Toten bekommt mit Kampf der Kolonien eine zusätzliche Erweiterung. Endlich ist Schluss mit diesem lästigen kooperativen Spiel und ganze elf Spieler können sich nun den Zombies und natürlich ihren Mitspielern widmen. Auch auf diese Veröffentlichung freue ich mich. Bevor ich den Stand verlasse, bleibe ich an Stuffed Fables hängen - der heroischen Queste einiger Stofftiere, ihren Besitzer zu retten. Ein Buch dient dabei gleichzeitig als Regelwerk, Szenarienheft, Hintergrundgeschichte und Spielbrett. Ressourcenmanagement in Form von Würfel, die Zusammenarbeit der Spieler und die wirklich putzigen Figuren runden meinen ersten, sehr guten, Gesamteindruck ab.

Nachdem ich nun auf dem neuesten Stand, was Asmodee angeht, bin, klappere ich noch die anderen Gänge der Halle ab und schaue, ob irgend etwas meine Aufmerksamkeit erregt. Ich bin nicht wirklich weit gekommen, als ich auf den kleinen Stand von Dragon Dawn Productions aus dem fernen Lappland stoße. Hier ist es Perdition's Mouth, ein Fantasy-Dungeon-Crawler, der mich vom Weg abbringt. Es ist nicht so, dass ich nicht genug Spiele dieses Genres hätte, aber mein Jagd- und Sammelinstinkt wird direkt angesprochen. Die Grafik ist angenehm finster, die Figuren sind recht ansehnlich, wenn auch nicht herausragend, allerdings finde ich die Spielmechanik ein wenig umständlich, woran auch eine kurze Erklärung nichts ändert. Das zweite Spiel des Verlages, dass aktuell über eine Crowdfunding-Plattform finanziert wird, geht in eine völlig andere Richtung. In Darwinning! übernimmt jeder Spieler eine andere Tiergattung und versucht sich zu vermehren, weiterzuentwickeln und schließlich zur dominanten Rasse auf dem Planeten zu werden. Hier dreht sich vieles um Ressourcenmanagement und die Möglichkeit, den Mitspielern gehörig eins auszuwischen. Die Thematik spricht mich nicht wirklich an, aber mutierte fliegende Fische mit Schildkrötenpanzer haben einen gewissen Reiz. Zudem macht das Spielprinzip einen soliden, unterhaltsamen Eindruck.
Mittlerweile bin ich nicht mehr so ganz aufnahmefähig – zu viele Spiele, zu wenig Schlaf und nicht genug Koffein sind eine unschöne Mischung. Aber es hilft ja alles nichts, ich muss weiter. Am Hallenausgang wartet schließlich noch der Stand von Kosmos auf mich, an dem ich nicht vorbei komme. Die Catan-Serie bekommt, wie eigentlich jedes Jahr, einen neuen Ableger. Diesmal geht es mit Der Aufstieg der Inka nach Mittel-/Südamerika; neben dem neuen Setting gibt es aber auch tatsächlich im Spielverlauf Neuerungen, die frischen Wind auf den Spieltisch bringen. Neben neuen Waren ist es auch die Möglichkeit Städte wieder zu verlieren, die bei den Spielern zu einem Umdenken führen dürfte. Vielleicht bringt mich das Spiel ja dazu, nach langen Jahre der Abstinenz wieder ein bisschen zu siedeln. Hemmungslos shoppen können die Spieler dagegen bei Mercado – das nötige Kleingeld vorausgesetzt. Zumindest die Erklärung zum Spiel ist angenehm unaufgeregt und verspricht ein kurzweiliges und nicht übermäßig komplexes Spielvergnügen.

Die Exit-Serie wird um zwei Abenteuer erweitert, die das erfolgreiche Spielprinzip fortsetzen. Die Spieler müssen bei Die unheimliche Villa und Das mysteriöse Museum unter Zeitdruck ihren Weg aus dem jeweiligen Gemäuer finden und dürfen dabei auch gerne das Spielmaterial zerlegen. Leider habe ich es bisher noch nicht geschafft, auch nur einen Teil der Serie in Angriff zu nehmen – werde ich aber bei Gelegenheit ändern. Daneben veröffentlichen Kosmos wieder eine breit gestreute Auswahl an Experimentier- und Magiekästen, neues Zubehör für Die drei ??? und viele, viele kleine Spiele.

Mir bleiben nur noch knapp zwei Stunden um die Punkte auf meiner Liste abzuarbeiten. Natürlich begegnet mir auf meinem Weg nach Halle 7 noch ein Bekannter, den ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Nach einem extrem kurzen Plausch verabreden wir uns später zum Essen – mich zieht es weiter. Die Hallen 9 und 8 durchquere ich zügig und versuche nicht vom Weg abzukommen. Dies gelingt mir leider nur so mittelgut und ich vertrödele ein paar Minuten damit, mir bei Mask World und anderen Kostümherstellern die Auslagen anzuschauen. Doch schließlich bin ich am Ziel angelangt und kann die letzten Punkte auf meiner To-Do-Liste abhaken.

In diesem Jahr haben sich erstaunlich viele (also insgesamt fünf) Hersteller hier niedergelassen, die für mich als Tabletop-Spieler und Miniaturenbemaler interessant sind. Den Anfang macht, wie gewohnt, der spanische Farbenhersteller Acrylicos Vallejo. Doch viel Neues bekomme ich hier nicht geboten – die Farbreihen werden punktuell um einzelne Töne ergänzt und das eine oder andere Hilfsmittel erweitert die Produktpalette. Komplett neue Farbreihen oder gar Bücher mit Anleitungen wie im letzten Jahr suche ich leider vergeblich. Dafür kann der Mitbewerber Mig Jimenez zwei Stände weiter mit einem recht innovativen Produkt aufwarten. Auch hier werden die Farbpaletten und Hilfsmittel sukzessive erweitert – aber wirklich fasziniert bin ich vom Oilbrusher. Dabei handelt es sich um eine kleine Kartusche mit Ölfarbe und integriertem Pinsel. Für Modellbauer und Miniaturenmaler eine enorme Erleichterung und ganz oben auf meiner Wunschliste. Wenn ich schon bei Farben bin, kann ich auch gleich weiter zu Green Stuff World. Die Spanier haben ihr komplettes Sortiment an Modelliermasse dabei, ebenso wie die "Teigrollen", mit denen sich die unterschiedlichsten Muster prägen lassen. Die wirkliche Messeneuheit ist allerdings die neue Farbreihe Chameleon, die aus irisierenden Acrylfarben für Pinsel und Airbrush besteht. Da ansonsten am Stand nicht viel los ist, nutze ich die Gelegenheit und lasse mir den Einsatz von Teigrollen und Farbe ausführlich erklären und an einigen Mustern zeigen. Auch ein Abstecher zum Tabletop-Produzenten Games Wokshop ist eingeplant – der Fokus des Standpersonals liegt jedoch eindeutig im Gewinnen von Händlern. Glücklicherweise ist auch ein Mitarbeiter vor Ort der froh ist, zumindest habe ich den Eindruck, auch über die Spiele und Figuren und nicht nur über Gewinnmargen und Absatzmöglichkeiten zu reden. Die Auswahl an Modellen in den Vitrinen ist leider eingeschränkt, aber immerhin kann ich mir in Ruhe die Figuren zu Necromunda: Underhive und Warhammer Underworlds: Shadespire. Fast bin ich wieder versucht, in beide Systeme einzusteigen – aber eben nur fast. Auch bei Para Bellum Wargames schaue ich kurz vorbei. Ich hatte die zypriotische Firma bereits auf der SPIEL gesehen und war angenehm überrascht von der Qualität der Figuren und der Artworks zu ihrem Tabletop Conquest. Auch an diesem Stand herrschte weitgehend Leere, so dass ich Zeit für ein kurzes Gespräch mit den Machern hinter dem Spiel habe. Obwohl Massenkampfsysteme mittlerweile vom Aussterben bedroht sind, wird hier versucht mit einem schlüssigen Konzept, einem recht eleganten Regelwerk und einem (so die Zahlen stimmen) absolut fantastischen Preis in einen eigentlich gesättigten Markt zu kommen. Ich bin auf den Erscheinungstermin im Sommer gespannt und werde das Spiel auf jeden Fall im Auge behalten. Mein restlicher Aufenthalt in der Halle muss sich leider auf einen Schnelldurchlauf verschiedener Stände beschränken: Pinsel von Leonhardy und Springer, Airbrush von Badger, Modellbau von Italeri, Heller und Zvezda.

Ein Blick auf die Uhr verrät, dass mir noch eine gute dreiviertel Stunde für sechs Hallen bleibt – eine durchaus sportliche Herausforderung. Letzten Endes beschränke ich mich auf die Halle 4 mit Modelleisenbahnen und dem passenden Zubehör. Die Bahnen sind zwar so gar nicht mein Bereich, dennoch schaue ich mir gerne die ausgestellten Anlagen an um daraus Inspirationen für eigene Projekte im Miniaturbereich zu ziehen. Auch in diesem Jahr werde ich fündig, sowohl bei den großen Herstellern wie Faller, aber auch bei den kleineren wie Woodland Scenics. Vor allem Noch hat dieses Jahr eine interessante Neuerung im Angebot: komplette Modelleisenbahnanlagen im handlichen Koffer. Außerdem sind bei dem Zubehörhersteller mittlerweile auch die Zombies (und Vampire) angekommen. Dazu passend gibt es ein Geisterhaus mit Friedhof, dazugehörige Licht- und Soundeffekte und einen ganzen Satz stimmiger Figuren. Wenn der recht stattliche Preis nicht wäre, hätte ich das Gelände wahrscheinlich sofort eingepackt. Das Merchandise-Geschäft macht auch vor dem Traditionshersteller Märklin nicht halt. So präsentiert dieser, recht aufwändig und eindrucksvoll mit der (lebensgroßen) Lok Emma eine Insel mit zwei Bergen, passend zum kommenden Film Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer. Die Anlage sieht richtig gut aus und kommt dem Original ziemlich nahe – ob sich damit aber Modelleisenbahnen neue Käuferschichten erschließen wage ich allerdings zu bezweifeln.

Mittlerweile bin ich komplett durch – der Kopf schmerzt ebenso wie die Füße. Der Rucksack mit Prospekten zieht mich immer weiter nach hinten, die Zunge klebt am Gaumen und zur Toilette müsste ich eigentlich auch schon seit Stunden. Mit buchstäblich letzter Kraft schleppe ich mich zurück ins Pressezentrum und führe mir gesundheitsgefährdende Mengen Koffein zu. Zum Abschluss des langen Messetages fehlt noch das traditionelle Essen, für das ich mich mit meinem Bekannten verabredet habe. Allerdings haben die Veranstalter vor das Essen den Cocktail gesetzt. Dieser ist sehr fruchtig, sehr lecker und schmeckt ein wenig wie ein bekanntes Fruchtbonbon mit flüssiger Füllung. Nachdem ich die Wirkung des zweiten Glases bereits deutlich spüre, beeile ich mich, ans Buffet zu kommen.
Offensichtlich habe ich beim Essen (und der sich daran anschließenden Unterhaltung) doch mehr Zeit vertrödelt, als ich erwartet habe. Und so muss ich etwas überhastet meine Habseligkeiten zusammen suchen und mich verabschieden. Der Weg durch die Hallen in Richtung Bahnhof zieht sich, mit vollem Magen und schweren Beinen, endlos hin. Die Stände sind mittlerweile zum größten Teil mit Planen abgehangen und die Beleuchtung ist weit herunter gedimmt. In den Gängen kommen mir nur noch wenige Menschen entgegen und die Stimmung in den, vor kurzem noch vollen, Hallen hat etwas gespenstisches. Draußen vor den Toren der Messe ist dann doch deutlich mehr los und ich quetsche mich in die völlig überfüllte Straßenbahn. Am Bahnhof angekommen wird es etwas hektisch und mir bleibt grade noch genug Zeit, dass richtige Gleis zu erreichen – mein Zug ist wider Erwarten pünktlich.
Die Abteile sind fast komplett gefüllt; leider hatte ich, optimistisch wie ich bin, auf eine Sitzplatzreservierung verzichtet. Ich lasse mich gegenüber zweier Damen nieder, die offensichtlich auch zu den Messebesuchern zählen. Die beiden sind alle fünf Tage auf der Messe - fahren abends allerdings wieder zurück nach Aschaffenburg und morgens nach Nürnberg. Eine sportliche Leistung, wie ich finde, allerdings ziehen die Nürnberger Hoteliers zu Messezeiten die Preise auch weit über die Schmerzgrenze hinaus an. Die restliche Fahrt verbringe ich damit, ein wenig zu dösen und die Eindrücke zu verarbeiten, die den ganze Tag auf mich eingeprasselt sind. Letzten Endes war es wieder eine sehr schön, interessante Veranstaltung, bei der ich leider nicht halb so viel gesehen habe, wie ich wollte.


In den letzten Jahren waren es immer alles überragende Themen wie Zombies, Einhörner, Comichelden oder der neueste Star Wars-Film, die sich dem Besucher geradezu aufdrängten. Doch in diesem Jahr hatte ich den Eindruck, dass diese einseitige Dominanz fehlte. Natürlich gab es noch genug Merchandise und Lizenzprodukte, aber es war deutlich dezenter als in den vorangegangenen Jahren. Woran das liegt kann ich nicht sagen, auf jeden Fall fand ich es sehr angenehm nicht überall das Gleiche in unterschiedlicher Verpackung zu sehen.
Der Brettspiel-Sektor ist sehr stark, wächst weiter und bringt die Menschen dazu, sich zusammen an einen Tisch zu setzen, zu spielen und miteinander zu reden. Nach wie vor gibt es zaghafte Versuche traditionelle Brettspiele mit elektronischen Medien zu kombinieren, aber meist bleibt es bei Randerscheinungen und halbherzigen Konzepten. Dass dieses Vorgehen ein Spiel deutlich aufwerten kann, hatte der Heidelberger Spieleverlag seinerzeit mit Villen des Wahnsinns eindrucksvoll gezeigt. Allerdings ist mir seitdem nichts mehr begegnet, dass von dieser Verschmelzung ähnlich profitiert hätte. Auf jeden Fall gibt es auch in diesem Jahr wieder genug tolle, spannende, lustige und komplexe Spiele um die stetig wachsende Schar der Spieler zu beschäftigen.
Neben den eigentlichen Ausstellungsflächen haben es die Organisatoren wieder geschafft ein recht abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit vielen Vorträgen und Diskussionen auf die Beine zu stellen – irgendwann schaffe ich es auch bestimmt einmal dorthin.
Der eigentliche Ablauf der Messe war, zumindest für mich als Besucher, angenehm entspannt: kein Gedränge am Einlass, hilfsbereites Personal an jeder Ecke, eine professionelle Organisation und viele Freiräume um kurz zu entspannen.

Während die Anzahl der Aussteller in diesem Jahr leicht angestiegen ist, war die Besucherzahl ein klein wenig rückläufig; so zumindest die offiziellen Zahlen des Veranstalters. Allerdings sind gut 71.000 Fachbesucher immer noch eine ziemlich solide Hausnummer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen