Montag, 27. Oktober 2014

SPIEL '14

[Messe] SPIEL '14
16.-19. Oktober 2014
Gruga, Essen


Nachdem es im letzten Jahr nur für einen ausgesprochen kurzen Abstecher auf die SPIEL in Essen gereicht hatte, sollten es diesmal wieder die vollen vier Messetage werden. Der Urlaub war schon früh eingereicht (und genehmigt) worden, auch ein Hotel im nur wenige Kilometer entfernten Oberhausen war schnell gebucht und so stand einem ausgedehnten Messebesuch eigentlich nichts mehr im Wege. Doch anstatt mich, wie eigentlich geplant, in den Tagen vor der Veranstaltung intensiv mit Neuheiten und Ausstellern auseinander zu setzen, machte mir mein Privatleben wieder einmal jegliche Planungen zunichte, und so machte ich mich am Donnerstag, dem ersten Messetag, müde, schlecht vorbereitet und nicht unbedingt bester Laune auf den Weg nach Essen. Erstaunlicherweise gab es, außer den zahlreichen Baustellen auf der A61 und A3, fast keine Behinderung, sogar der obligatorische Stau um Köln herum fiel in diesem Jahr ausgesprochen moderat aus. Lediglich der ab Bonn einsetzende, strömende Regen machte die Fahrt zu einer anstrengenden Angelegenheit. So kam ich, leicht gestreßt, rund eine Stunde vor Messebeginn im Parkhaus unter der Halle 3 an und konnte mich, Dank Presseausweis, schon etwas früher auf den Weg in die noch relativ leeren Hallen machen.


Der erste Weg führte mich, eigentlich wie in jedem Jahr, zu Freebooter Miniatures um mir dort die Neuheiten für deren Piraten-Tabletop zu gönnen, mit der Mannschaft von Werner Klocke ein wenig zu schwätzen und die großartigen Demotische zu bewundern, die jedes Jahr für mich eines der Messe-Highlights sind. Auch der zweite Anlaufpunkt bei Megalith Games ist mittlerweile zu einem Standard geworden. Hier gab es ebenfalls wieder einige neue Figuren für das Tabletop Godslayer zu sehen, jedoch verschob ich den geplanten Großeinkauf auf einen späteren Zeitpunkt. Ich wollte nicht schon so früh am Tag kiloweise Zinnfiguren mit mir herum schleppen. Nachdem dieser, eher soziale, Teil meines Messebesuchs erledigt war, konnte ich mich an das Abarbeiten meiner recht umfangreichen To-Do-Liste machen. Dabei ging es in erster Linie darum, Einkäufe für Freunde zu erledigen, die es selbst nicht nach Essen schaffen konnten, aber auch einige Gespräche wollte ich an diesem ersten Tag schon führen. Daher war es recht praktisch, dass Green Eye Games ihren Stand in unmittelbarer Nähe hatten und ich mich dort nach dem Stand ihres Brettspiels erkundigen wollte, das vor gut einem Jahr über eine Crowdfunding-Plattform finanziert wurde. Der Liefertermin für das monströse Cthulhu Wars war mittlerweile schon deutlich überschritten und die bisherigen Aussagen zum definitiven Liefertermin waren bestenfalls schwammig. Aber auch vor Ort konnten Sandy Petersen und seine Mitarbeiter bis auf zwei Demo-Spiele immer noch nichts Handfestes vorweisen und auch die Antwort zum definitiven Liefertermin des Spiels blieben sie leider schuldig. Immerhin hatten sie schon das nächste spannende Projekt, das dann im nächsten Jahr gestartet wird als Vorab-Version dabei. Nachdem ich hier ein wenig meinem Frust über die lange Verzögerung Luft gemacht hatte, schlenderte ich deutlich entspannter, aber auch ein wenig planlos, weiter durch Halle 2 und machte einen Abstecher auf die Comic Action, die in erster Linie aus drei Verlagsständen, mehreren Händlern und natürlich der Zeichner-Allee bestand, die am Donnerstag aber erstaunlich leer blieb. Vor allem Panini Comics hatten hier wieder groß aufgefahren und, neben ihrem Verlagsprogramm, auch über die ganzen vier Tage verteilt immer wieder Zeichner und Autoren zu Gast, die fleißig Autogramme schrieben und sich den Fragen der Fans stellten. Wirklich interessante Dinge gab es hier jedoch für mich nicht zu entdecken, und so machte ich mich auf den Weg in Halle 4, die etwas, so zumindest mein Eindruck, stiefmütterlich behandelt wurde. Hier fand sich ein buntes Sammelsurium an Ausstellern, so auch beispielsweise der Schachbund NRW oder die Mage Company, die mit Machina Arcana ein durchaus vielversprechendes Steampunk-Horror-Brettspiel vor cthuloidem Hintergrund präsentierten, dass allerdings schon nach wenigen Stunden ausverkauft war. Immerhin wird es, wie mir der Entwickler sagte, im nächsten Frühjahr mit einem neuen Crowdfunding-Projekt wieder aufgelegt.
Die Messe ist für mich aber nicht nur ein Ort, wo ich mich hemmungslos meiner Sammel- und Spielleidenschaft hingeben kann, auch nutze ich die Gelegenheit immer wieder gerne, um mich mit Freunden und Bekannten zu treffen, die über das ganze Bundesgebiet verstreut sind. Bei diesen Gelegenheiten gingen wir dann unsere bisherigen Messeerlebnisse durch, auch Hinweise auf besonders lohnenswerte Schnäppchen oder Infos über interessante Spiele wurden dabei ausgetauscht. So kam ich auch auf 27th Passenger vom griechischen Verlag Purple Games, bei dem die Spieler als Meuchelmörder auf einer Zugfahrt durch New York ihre Konkurrenten identifizieren und eliminieren müssen. Deduktionsspiele fallen normalerweise nicht in mein Beuteschema, doch bei diesem sagten mir sowohl die Thematik als auch der Ablauf zu und so packte ich es kurz entschlossen in meinen Rucksack. Schließlich blieb ich noch an einer der zahlreichen Krabbelkisten hängen und fand tatsächlich einige unnötige Munchkin-Merchandise-Produkte, die unbedingt noch mit in meine Sammlung gehörten. Rein gefühlsmäßig gab es auch in diesem Jahr mehr Tabletop-Hersteller als bei den vorangegangenen Messen. Warlord Games sind mit ihren verschiedenen historischen Spielsystemen und Miniaturenserien schon fast zu einer festen Größe auf der SPIEL geworden und diesmal konnten sie sogar mit deutschen Übersetzungen einiger Regelwerke, beispielsweise Bolt Action, aufwarten. Auch Mantic waren schon öfters auf der Messe in Essen und in diesem Jahr sorgte vor allem ihr Tabletop zu den Comics und dem Film Mars Attacks für einige neugierige Blicke. Obwohl ich ein großer Fan des Films bin war ich weder von den Figuren noch vom eigentlichen Spielsystem sonderlich beeindruckt. Etwas anders sah es bei Prodos aus, deren Stand schon auf der SALUTE im Frühjahr dicht belagert war. Den Hauptteil machte dabei natürlich die Neuauflage des SciFi-Klassikers Warzone aus, doch viel spannender fand ich den Brettspiel-Tabletop-Hybriden Alien vs Predator, der mit einigen großartigen Miniaturen aufwarten kann und das, völlig überraschend, durch Crowdfunding finanziert und auch noch nicht käuflich zu erwerben war. Ich hatte in den Weiten des Internetzes zwar schon einige Bilder der Figuren gesehen, doch ein Blick in die Vitrine von Marrow Productions war deutlich eindrucksvoller.
Das dazugehörige Spiel, der Dungeon-Crawler Journey, selbst war für mich eher uninteressant, wäre es jedoch möglich gewesen die Figuren zu kaufen anstatt nur anzuschauen, so hätte ich hier sicherlich den einen oder anderen Euro ausgegeben. Nachdem ich mir die verschiedenen Tabletops quasi im Schnelldurchlauf angeschaut hatte, war es Zeit, um in einem der Außengelände noch ein wenig Herbstsonne und vor allem Sauerstoff zu tanken, denn die Luft innerhalb der Hallen wurde zusehends schlechter.


Nach dieser kurzen Pause baute ich jedoch spürbar ab, die anstrengende Fahrt im Regen und die Arbeit der vorangegangenen Tage machten sich bemerkbar. So kehrteich  den Messehallen nach einer letzten kurzen Runde schon gegen 16 Uhr den Rücken um im Hotel einzuchecken. Obwohl es keinen hoteleigenen Parkplatz gab, fand sich in unmittelbarer Nähe eine einigermaßen komfortable Parkmöglichkeit und auch die Reservierung im Hotel selbst hatte funktioniert. Das dritte Bett, dass in meinem Zimmer stand war zwar etwas störend, wurde aber doch recht schnell vom freundlichen und bemühten Personal entfernt. Allerdings konnten auch diese nichts an den Bauarbeiten ändern, die die Wände des Hotels erbeben ließen. Da also an ein kurzes Mittagsschläfchen derzeit nicht zur Diskussion stand, machte ich mich in Oberhausen auf die Suche nach etwas Essbarem und wurde schließlich am Hauptbahnhof bei einer großen amerikanischen Fastfood-Kette fündig. Nach dem Essen und einem kleinen Spaziergang kehrte ich wieder ins Hotel zurück, wo die Bauarbeiter mittlerweile ihren verdienten Feierabend angetreten hatten. An Erholung war jedoch immer noch nicht zu denken, da die Klimaanlage anscheinend ein Eigenleben entwickelt hatte und statt der gewünschten 20° C deutlich höhere Temperaturen herrschten. Bei geöffnetem Fenster zu schlafen war leider auch keine Option, da der Verkehr die ganze Nacht hindurch über die, in unmittelbarer Nähe gelegene, Hauptstraße donnerte.


Nicht wirklich ausgeruht, aber dafür durch ein recht leckeres Frühstück gestärkt ging es dann am Freitag in die zweite Runde. Nachdem ich mir am vorigen Tag schon einen ersten Überblick verschafft und einige Schnäppchen geschossen hatte, war es für mich an der Zeit die neuen Spiele auch wirklich intensiv anzutesten. Den Anfang machte hier Lobotomy, das vom Miniaturenhersteller Titan Forge vorgestellt wurde. Eigentlich handelte es sich bei dem Spiel um einen einfachen Dungeon-Crawler, doch die Hintergrundstory um die Patienten einer Nervenheilanstalt und die Spielmechanismen machten das gute Stück für mich extrem interessant. Ich hätte es auch sofort mitgenommen, wenn es denn schon zum Verkauf gestanden hätte. Doch der Autor sagt mir lediglich, dass die Firma irgendwann im nächsten Frühjahr eine Crowdfunding-Kampagne startet um das Spiel zu finanzieren. Nicht das einzige Mal, dass ich diesen Satz in den folgenden Tagen hören musste. Direkt am Tisch nebenan wurde ein weiteres Kickstarter-Projekt vorgestellt, Demigods Rising, eine Mischung aus Brettspiel und Tabletop, das mich vor allem der Figuren wegen interessierte. Meine Zeit reichte diesmal leider nicht mehr für ein Testspiel aus, doch konnte ich ein nettes Gespräch mit dem Übersetzer der deutschen Version führen, der mir einige der Spielmechanismen und -abläufe erläuterte. Zwischenzeitlich hatte ich eine SMS bekommen, dass nun ein Platz für Paragon in Halle 1 frei wäre. 
So bahnte ich mir meinen Weg durch die immer noch gewaltigen Menschenmassen zu den beiden Demotischen von Voodoo Games, wo ich noch einen kurzen Schwatz mit den Entwicklern halten konnte bevor das Spielbrett für den Prototyp endlich frei wurde. Bei diesem Spiel, angesiedelt vor einem Dieselpunk-Hintergrund (was auch immer das sein mag), geht es darum seine Basis auszubauen, Ressourcen zu managen und natürlich den gegnerischen Spielern das Leben schwer zu machen. Eine gut durchdachte Kombination aus Karten-, Würfel- und Strategiespiel und sehr ansehnliche Artworks machten das Spiel zu einem meiner ganz persönlichen Messehighlights. Zu kaufen war es leider auch noch nicht, was aber immerhin diesmal nichts mit Crowdfunding zu tun hatte. Da ich schon einmal in der Gegend war, machte ich einen kurzen Abstecher zu den Czech Board Games um mir ihre diesjährige Messeneuheit McJohny's etwas genauer anzuschauen. Die Spieler müssen hier als Mitarbeiter eines Schnellrestaurants verschiedene Aufgaben übernehmen und unter Zeitdruck die Bedürfnisse der Kunden befriedigen. Im Prinzip handelt es sich hierbei um sechs Mini-Spiele, die auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten. Da ich eigentlich noch nie von den Spielen des Herstellers enttäuscht worden bin, wanderte das gute Stück dann auch direkt in meinen Rucksack. Immerhin ein Spiel, das es auch tatsächlich zu kaufen gab!


Danach war es langsam Zeit für eine kurze Mittagspause und ich suchte mir eine gemütliche Ecke in einer der Außenflächen. Hier kamen mir einige Bekannte entgegen, die normalerweise im Rollenspielladen meines Vertrauens in Mainz zu finden sind und wir tauschten uns ein wenig über lohnenswerte Spiele, Schnäppchen und die noch unvollständigen To-Do-Listen aus. Nachdem der Flüssigkeitshaushalt wieder ein wenig aufgefüllt war, ging es dann zur zweiten Runde in die Halle 2.


Für einen Freitag war immer noch ungewöhnlich viel los und auch die Aussteller mit denen ich mich unterhielt, konnten sich über mangelnde Interessenten nicht beklagen. So herrschte auch bei einigen weiteren Spielen, die eigentlich auf meiner Liste standen, weiterhin reger Andrang und so verschob ich diese auf einen späteren Zeitpunkt. Stattdessen machte ich einen kurzen Abstecher zu Christian Günther, einem der Autoren des großartigen Endzeit-Rollenspiels Degenesis, der bei Ulisses Spiele einen Platz gefunden hatte. Nachdem wir uns ein wenig über die weitere Planung zum Rollenspiel und die Frage warum es bis zur Neuauflage so lange gedauert hatte unterhalten hatten, ging ich ein paar Meter weiter zum Stand der Ninja Division. Unter diesem Label hatten sich mehrere US-amerikanische Hersteller zusammen gechlossen und deren Demo-Teams für das futuristische Skirmish-Tabletop Relic Knights und den Dungeon-Crawler Super Dungeon Explore mit seinen knuddeligen Figuren waren auch vor Ort, erteilten bereitwillig Auskünfte und verkauften natürlich auch nach Kräften Figuren und Spiele. Allerdings hatte ich gehofft, das auch Anima: Tactics, immer noch eines meiner liebsten Tabletops, mit im Gepäck wäre und ich vielleicht ein paar Worte mit den Verantwortlichen wechseln könnte. Leider gab es das Spiel weder zu sehen noch zu kaufen, ebenso war von Helldorado keine Spur zu entdecken, auf das ich mich eigentlich auch gefreut hatte. Etwas ungewöhnlich war der Stand schräg gegenüber von Legacy Game Home Design aus Frankreich. Diese hatten weder Spiele noch Figuren im Angebot sondern stellten einige ihrer handgefertigten Spieltische aus. Sicherlich eine großartige Idee und auch die Ausführung machte, zumindest auf den ersten Blick, einen ausgesprochen soliden Eindruck, aber bevor ich mir einen Tisch zum Preis eines Kleinwagens hole, habe ich doch noch einige Projekte bei denen ich mein Geld sicherlich sinnvoller anlegen kann.

Nachdem ich fast den ganzen Tag in Halle 2 verbracht hatte, wollte ich noch einen kurzen Abstecher in Halle 3 machen, die ich bisher erfolgreich gemieden hatte, um mir dort das Angebot der eher klassischen Brettspiele anschauen. Während sich die anderen Hallen und auch das Freigelände doch merklich geleert hatten, herrschte hier immer noch ziemliches Gedränge und so schob ich mich an den Ständen von Kosmos, Amigo, iello und Pegasus Spiele vorbei um zumindest einen kurzen Blick auf die Neuheiten zu erhaschen. Auch gelang es mir endlich den Stand der Alderac Entertainment Group zu finden, an dem ich am Vortag mehrere Male vorbei gelaufen war, ohne ihn zu entdecken. Hier wollte ich mir eigentlich eine besondere Ausgabe von Love Letters mit asiatischem Artwork holen, doch die war leider schon seit dem ersten Messetag ausverkauft. Interessant war für mich ebenfalls die Luxusausgabe des Kartenspiels Doomtown Reloaded, allerdings hätte sie mein Budget dann doch ein wenig über Gebühr strapaziert. So drehte ich noch eine abschließende Runde in der Halle und machte mich langsam zum vereinbarten Treffpunkt auf, wo wir mit einigen Freunden und Bekannten die weitere Planung des Abends durchgehen wollten. Auf dem Weg dorthin stellte ich mit einiger Verwunderung fest, dass in der Shopping-Straße des Heidelberger Spieleverlags fast nichts los war und so schlenderte ich relativ gemütlich auch einmal durch die Berge der angehäuften Spiele, fand aber nichts wirklich Spannendes.


Der abendliche Ausflug ging dann ins Oberhausener CentrO, wo wir traditionell dem dort ansässigen griechische Restaurant einen Besuch abstatteten. Der anschließende Pub-Besuch fiel dann jedoch aus, da die Kneipe einige Monate zuvor abgebrannt und noch nicht wieder neu aufgebaut war. Zurück im Hotel hatten einige Gäste, die offensichtlich ebenfalls auf der SPIEL gewesen waren, schon die Tische im Foyer in Beschlag genommen und probierten einige neue Errungenschaften aus. Auch meine Bekannten wollten noch nicht ins Bett und lieber das eine oder andere Spiel antesten, aber ich war ziemlich erledigt von der Messe und auch die ersten Anflüge einer Erkältung überzeugten mich, dass es vielleicht besser wäre ins Bett zu gehen.


Dies stellte sich am nächsten Morgen als ausgesprochen gute Entscheidung heraus, da ich frisch geduscht, durch ein ausgiebiges Frühstück gestärkt und somit einigermaßen erholt schon vor dem Eingang des Hotels wartete, während meine Mitfahrer immer noch leichte Probleme damit hatten die Augen aufzuhalten und etwas abgeschlagen in Richtung der Autos schlurften. Schon am Vortag fanden einige rege Diskussionen darüber statt, welchen Einfluss der Streik der Zugführer auf die Besucherzahlen der Messe haben würde, grade im Ruhrgebiet wird ja gerne der gut ausgebaute Öffentlichen Personennahverkehr genutzt. Zumindest auf den Straßen war kein sonderlich großes Verkehrsaufkommen zu bemerken und so kam ich, ohne größere Schwierigkeiten, und noch vor 9 Uhr an den Messehallen an. Ich nutzte die relative Ruhe vor dem eigentlichen Messebeginn um mit einige Ausstellern zu sprechen, die zu diesem Zeitpunkt noch recht entspannt und gut bei Stimme waren. Bisher waren alle meine Gesprächspartner angenehm überrascht über die Besucheranzahl, vor allem der sonst traditionell eher schwache Freitag war ausgesprochen gut gelaufen, was wahrscheinlich auf die Schulferien in Nordrhein-Westfalen zurückzuführen war.
Gut eine Viertelstunde vor Öffnung der Messe ging ich zu einem der zahlreichen Eingänge um mir dort ein Bild vom Besucheraufkommen zu machen. Dabei wurde ich eher an eine der Schlüsselszenen aus Dawn Of The Dead erinnert, mit dem kleinen Unterschied, dass sich vor den Eingängen zur Grugahalle kaufwütige Spieler anstatt blutgieriger Zombies die Nasen platt drückten. Die Messeleitung sah dies wohl ähnlich und so wurden, zumindest für mich ein Novum in der Geschichte der SPIEL, die Tore schon 10 Minuten früher geöffnet um den Besucherstrom einzulassen. Ich brachte mich hinter einem Stand in Sicherheit als die erste Welle durch den Eingangsbereich strömte und tatsächlich rannten einige der besonders Ungeduldigen zu den vielen Ständen mit den Schnäppchen und Neuheiten. Nachdem sich die Masse ein wenig in den Hallen verteilt hatte, verabschiedete ich mich von dem Aussteller, der mir netterweise Asyl gewährt hatte und machte mich daran die anstehenden Termine abzuarbeiten. Doch schon gleich der erste Punkt auf meiner Liste, ein Treffen mit Marko Djurdjevic, dem künstlerischen Kopf hinter Degenesis, fiel bedingt durch den Bahnstreik leider aus, so dass ich die Zeit bis zum nächsten Gespräch anderweitig überbrücken musste. Ich hatte bisher wenig Gelegenheit gehabt, mich bei Ulisses Spiele umzuschauen und so klapperte ich dort die verschiedenen Tische mit den aufgebauten Demos ab.
Zumindest optisch sehr interessant war dabei der Dungeon-Crawler Myth, der zwar nicht käuflich zu erwerben war, doch immerhin angespielt werden konnte. Durchaus ein nettes Spiel allerdings stellt sich, zumindest mir, die Frage, ob ich tatsächlich die gefühlt zwanzigste Version des gleichen Themas benötige. Viel spannender fand ich dagegen die neue Zweispieler-Box des SciFi-Skirmish-Tabletops Infinity – Operation Icestorm, die anscheinend alles für einen vernünftigen Einsteig in dieses Spiel enthält. Auch einige Pathfinder-Runden fanden an den Tischen statt, ebenso war das dazugehörige Kartenspiel öfters vertreten. Reger Andrang herrschte auch bei allem, was mit der fünften Edition von Das Schwarze Auge zu tun hatte, doch da ich mich schon lange von diesem System verabschiedet habe, machte ich darum einen recht weiten Bogen. Etwas ruhiger ging es dagegen beim kleinen Stand der Redaktion Phantastik zu, die neben viel Material für das Detektivrollenspiel Private Eye auch das deutsche Einsteiger-Regelwerk zum Steampunk-Rollenspiel Wolsung dabei hatten, das auf der Messe seine Premiere feierte. Ein sehr nettes Spiel mit einigen ungewöhnlichen Ansätzen, bei dem ich doch sehr auf das komplette Regelwerk gespannt bin und das mich auch gleich weiter zu Micro Art Studio führte, die das dazu passende Skirmish-Tabletop Wolsung mit den entsprechenden Figuren im Programm hatten. Hier waren es vor allem die Mafiosi-Halblinge mit ihren Tentakelmonstern, die es mir angetan hatten, deren Produktion durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert wurde und die, man ahnt es vielleicht schon, natürlich nicht rechtzeitig für die Messe fertig geworden waren. Etwas frustriert schlenderte ich weiter durch die Halle und blieb schließlich beim Uhrwerk Verlag hängen, wo ich mich etwas ausgiebiger mit einem der Redakteure unterhielt. Dieser erläuterte mir netterweise den Sinn und Zweck von Sea Dracula, dem weltbesten Tier-Anwälte-Tanz-Rollenspiel, das ich schon im Spielladen meines Vertrauens etwas ratlos in der Hand gehalten hatte. Am gleichen Stand waren auch Modiphius untergekommen, die eine ganze Reihe Rollenspiele zu verschiedenen Tabletops im Angebot hatten, beispielsweise DUST oder Mutant Chronicles. Ich stattete den Briten jedoch hauptsächlich wegen dem Weird-War-Rollenspiel Achtung! Cthulhu einen Besuch ab, für das auch eine ganze Reihe Neuerscheinungen auslagen, die schließlich ausnahmslos in meinen Rucksack wanderten.
Mittlerweile waren meine mitgebrachten Vorräte aufgebraucht und ich benötigte dringend Koffein, Zucker und vielleicht auch noch ein paar Kohlenhydrate. Glücklicherweise hatte sich das Cateringangebot der Messe im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren wesentlich verbessert und so hatte ich die Wahl zwischen Bockwurst, Brezeln, Döner, Schnitzel, verschiedenen asiatischen Gerichten oder Crêpes. Schließlich entschied ich mich für eine (erstaunlich leckere) Currywurst mit Pommes Schranke und zwei Stände weiter gab es dann noch eine Cola zum Nachtisch. Auch andere Messebesucher waren eigentlich ganz zufrieden mit dem Essensangebot auf der Messe, doch musste man dabei stets das Preisgefälle im Auge halten. Beispielsweise gab es die günstigste 0,5-Liter-Flasche Cola für 2,50 Euro, dabei musste noch nicht einmal Pfand gezahlt werden, beim teuersten Anbieter konnte der Durstige dagegen stolze 3,80 Euro für das gleiche Getränk hinlegen (zuzüglich Pfand). Aber ich war ja nicht wegen des kulinarischen Angebotes in den Gruga-Hallen, sondern wollte mir noch ein paar Spiele anschauen, daher ging es nach diesem kurzen Intermezzo wieder weiter.
Wahrscheinlich hatte ich noch zu viel Zucker im Blut, doch ich wagte endlich einen ausführlicheren Rundgang in Halle 3, die ich bisher weitgehend gemieden hatte. Gleich zu Beginn, bei Pegasus Spiele lies ich mir das neue A-Book zu Die Zwerge (nach dem Roman von Markus Heitz) vorführen. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein normales Abenteuer-Spielbuch, allerdings entsprechend für Smartphone oder Tablet aufbereitet, dass mit einige netten optischen Spielereien und einer recht komfortablen Benutzerführung überzeugen konnte. Am gleichen Stand wurde auch das Tabletop Golem Arcana vorgestellt, das weite Teile des Spiels und auch der Verwaltung ebenfalls an elektronische Geräte abgibt. Mich persönlich überzeugte dieses Konzept zwar nicht, aber ich werde das Spiel sicherlich weiter im Auge behalten und lasse mich da gerne eines besseren belehren. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass das Thema „Zombies“ in diesem Jahr deutlich weniger präsent sein würde als in den zwei Jahren zuvor, doch hatte schon ein kurzer Blick in den Messekatalog gezeigt, das dem nicht so war. Sogar Huch! & Friends, normalerweise eher auf kinder- und familiengerechte Spiele bedacht, hatten mit Pints of Blood ein passendes Spiel vorzuweisen. Mich reizte die Grundidee, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zombie-Film Shawn Of The Dead vorweist und auch die Spielmechaniken machten einen durchaus soliden ersten Eindruck. Bei Hasbro gab es dann gleich eine ganze Reihe von Spielen, die ich mir unbedingt näher ansehen musste. Vor allem D&D Attack Wing, bei dem die Spieler Drachen, aber auch andere monströse Kreaturen steuern, hatte es mir angetan und dürfte hoffentlich vor dem Weihnachtsgeschäft in den Läden stehen. Mittlerweile strömten die meisten der Besucher vollgepackt den Ausgängen entgegen und so machte ich mich ebenfalls auf den Weg in Richtung Sammelpunkt, um meine Mitfahrer nicht zu verpassen.


Da die meisten Messebesucher schon lange auf dem Heimweg waren gestaltete sich die Fahrt zum Hotel recht stressfrei, was mir die Gelegenheit gab mich auf dem Zimmer noch ein wenig zu erholen bevor es wieder in die Stadt auf Nahrungssuche gehen sollte. Leider musste der ursprünglich geplante Besuch beim Mexikaner abgesagt werden, statt dessen sorgte eine Pizzeria in der Nähe des Hotels für die Verköstigung. Dafür, dass es schon relativ spät und der Mann hinter der Theke alleine war, landeten das gute Dutzend Pizzen (und zwei Dönerteller) erstaunlich schnell auf unseren Tischen und es ging nach einem recht umfangreichen Abendessen wieder in Richtung Hotel. Auch an diesem Abend verzichtete ich auf eine abschließende Spielrunde, sondern machte mich lieber daran, meine bisherigen Errungenschaften einigermaßen sicher zu verstauen, so dass ich mich am Sonntag nicht mehr allzu lange mit Packen aufhalten musste.


Der letzte Messetag ist zwar normalerweise der ruhigste der vier Tage, aber dennoch werden die meisten Besucher von einer unerklärlichen Hektik getrieben um noch schnell einige Dinge einzukaufen. Ich konnte diesem Tag jedoch relativ gelassen entgegen sehen: Ich hatte alles gekauft, was auf meinen diversen Listen stand, dazu noch einige Dinge mehr, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, das sie überhaupt existierten, viele neue und spannende Spiele gesehen und einige sehr nette und informative Gespräche geführt.
Zum Abschluss der Messe nahm ich einen letzten Anlauf um mir in Halle 3 noch einige Dinge anzuschauen, vor allem faszinierte mich der Kinetic Sand, der von verschiedenen Herstellern unter unterschiedlichen Bezeichnungen angeboten wurde und in dem man, mittels kleiner Förmchen, spielen konnte.
Eine Neuauflage des lustigen Partiespiels Cash 'n Guns mit Illustrationen von John Kovalic von Asmodee reizte mich zwar schon, aber die alte Version liegt noch weitgehend ungespielt bei mir im Schrank. Auch Mascarada, Abyss und Concept hätte ich mir gerne näher angeschaut, doch ich wollte mich relativ früh auf den Heimweg machen und konnte daher nur einen oberflächlichen Blick auf die Spiele werfen. Eher zufällig stolperte ich dann noch bei Kosmos über Kingsport Festival und da ich eine Schwäche für alles habe, was auch nur im Entferntesten mit Cthulhu zu tun hat, musste ich zumindest ein Auge auf das Spielmaterial werfen, dass einen sehr imposanten Eindruck macht. Das die Spieler dabei versuchen als Kultisten die Großen Alten zu beschwören ist dabei natürlich ein netter Bonus. Wie in jedem Jahr machte ich auch diesmal wieder einen Abstecher zum Sphinx Spieleverlag um mir meine Vorbestellungen Auge um Auge und Unikum abzuholen, bevor ich mich schließlich noch einmal zum Stand des Heidelberger Spieleverlag aufmachte, den ich in den Tagen zuvor weitgehend gemieden hatte. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einen kurzen Umweg, um einen Blick auf die Carcassonne-Weltmeisterschaft zu werfen, die zum neunten Mal auf der SPIEL ausgetragen wurde. Grade bei solchen Gelegenheiten merke ich doch sehr deutlich, dass ich eher ein Spaß- und kein Turnierspieler bin, doch es war schon beeindruckend, wie manche Spieler mit, zumindest in meinen Augen, wertlosen Plättchen Punkte machten.
Schließlich schaffte ich es doch noch zu den Heidelberger um mir einige Spiele aus der Nähe anzuschauen, beispielsweise den neuesten Ableger des Star Wars-Franchise, Imperial Assault. Ohne jetzt näher in die Spielmechanismen einzutauchen besteht doch eine gewisse Ähnlichkeit mit anderen Spielen des Verlags, beispielsweise Doom oder Descent. Aber andererseits kann der Spieler als Darth Vader den Rebellenabschaum bekämpfen, was das Spiel für mich schon wieder sehr reizvoll macht. Die Brettspielvariante von The Witcher konnte mich während der kurzen Demo dagegen nicht wirklich überzeugen, vielleicht muss ich mich jedoch noch einmal intensiver mit dem Spiel auseinander setzen. Über recht beeindruckendes Spielmaterial verfügte ebenfalls Shadows Of Brimstone, das bisher nur in Englisch vorliegt und die Spieler in den Wilden Westen führt und dort mit monströsen Kreaturen konfrontiert. Die Regeln sind solide, die Figuren wirklich eindrucksvoll und das Setting recht stimmig, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, das die Welt nicht noch ein Dungeon-Crawl-Brettspiel braucht, das über Crowdfunding finanziert wurde. So kehrte ich dann dem Stand langsam den Rücken, viele der ausgestellten Spiele waren zwar interessant und werden sicherlich irgendwann auch in meine Sammlung wandern, aber ein wirklicher Wow-Effekt wollte sich diesmal nicht einstellen. 
Danach war es langsam an der Zeit, mich von meinen Freunden und Bekannten zu verabschieden und meine Mitfahrer einzusammeln. Schließlich konnte ich doch nicht mehr den Verlockungen der Panik-Einkäufe widerstehen und so wanderten noch einige weitere Spiele und Figuren in meine Tasche, bevor ich endlich den Parkplatz erreichte und der SPIEL '14 endgültig den Rücken kehrte.


Die von der Messeorganisation veröffentlichten Zahlen lesen sich durchaus eindrucksvoll: fast 160.000 Besucher und über 830 Aussteller sind eine deutliche Steigerung gegenüber dem letzten Jahr, was sich auch mit meinem persönlichen Eindruck deckt. Es war an allen vier Tagen viel Betrieb in den Hallen, wobei der Samstag mit Abstand der vollste Tag war. Aber auch an den anderen Tagen benötigte man schon etwas Geduld, Glück oder Beziehungen um ohne weiteres eine Proberunde zu spielen. Die neue Hallenaufteilung gefiel mir dabei recht gut, auch die Verteilung der Stände war deutlich besser gelungen und abwechslungsreicher als noch vor zwei Jahren.
Wirkliche Trends, auf die sich alle namhaften Verlage stürzten, fehlten in diesem Jahr oder ich konnte sie zumindest nicht identifizieren. Natürlich sind Zombies nach wie vor ein Thema, zu dem viele Verlage Spiele beisteuern, auch der Steampunk-Hintergrund wird nach wie vor gerne genutzt und Spiele zu Filmen, Büchern und Computerspielen sind auch nicht mehr aus der Branche wegzudenken. Wirklich auffällig waren auf der SPIEL jedoch die Versuche das traditionelle Brettspiel über Apps mit Smartphones und Tablets zu verknüpfen und so vielleicht neue Spielerschichten zu erreichen. Die Ansätze dazu sind teilweise gar nicht schlecht, aber ob sich dieses Konzept durchzusetzen vermag möchte ich eher bezweifeln. Ich habe noch das Bild zweier Spieler vor Augen, die entweder das Spielbrett oder das Tablet fixierten und dabei kaum noch miteinander kommunizierten. Spielen ist für mich aber vor allem eine sehr soziale, kommunikative Beschäftigung, und wenn diese Komponente wegfällt, dann kann ich mich auch direkt vor den Computer setzen und online spielen.
Was mir auf dieser Messe allerdings fürchterlich auf die Nerven ging, war die Schwemme an Crowdfunding-Spiele, die entweder noch nicht fertig oder erst in der Planung oder schon wieder ausverkauft waren. Ich gehe als Konsument eigentlich auf die SPIEL um dort Dinge zu kaufen, nicht um mir Dinge anzuschauen die vielleicht irgendwann eventuell einmal kaufen kann. Sicherlich ist es grade für junge Verlage wichtig eine Anschubfinanzierung für ihre Projekte zu bekommen, vor allem wenn es sich um umfangreiche Brettspielprojekte handelt. Aber wenn etablierte Verlage damit anfangen wird es schon fast ein wenig lächerlich und ich fühle mich als Verbraucher verladen. Nachdem ich anfänglich eigentlich auch sehr aufgeschlossen dieser Idee gegenüberstand, ist es mittlerweile für mich schon fast zu einem Ausschlusskriterium geworden, wenn ein Spiel nur über Crowdfunding zu beziehen ist. Lieber verzichte ich dann auf die zahlreichen Goodies und warte bis es tatsächlich im Laden steht.

Freitag, 3. Oktober 2014

[Ehrung] Verleihung des Gutenberg-Preises 2014
Donnerstag, 2. Oktober 2014, Rathaus,Mainz


Alle zwei Jahre verleihen die Internationale Gutenberg-Gesellschaft und die Landeshauptstadt Mainz den mit 10.000 Euro dotierten Gutenberg-Preis an Menschen, die sich durch eine „hervorragende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistung auf dem Gebiet der Druckkunst“ hervor getan haben. Hatten in früheren Jahren die Preisträger zumeist einen typographischen, gestalterischen oder drucktechnischen Hintergrund, so ging der Preis in den letzten Jahren öfters an Persönlichkeiten die sich dem Buch von einer eher wissenschaftlichen, theoretischen Seite aus annahmen.



In diesem Jahr wurde der Preis an den Schriftsteller, Buchgelehrten und Semiotiker Professor Dr. Umberto Eco verliehen, der einem breiten Publikum vor allem durch seinen mittelalterlichen Roman Der Name der Rose bekannt sein dürfte. Einen größeren Einfluss haben jedoch seine wissenschaftlichen Abhandlungen, die ein gewaltiges Spektrum abdecken, von der Buchkunst des Mittelalters bis hin zu Kommentaren aktueller politischer Entwicklungen.



Der Ratssaal des Mainzer Rathauses war, dem Anlass entsprechend, gut gefüllt. Neben einigen Honoratioren aus Gesellschaft und Politik, so die rheinland-pfälzische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Doris Ahnen oder der Präsident der Johannes Gutenberg Universität Professor Krausch, waren auch einige langjährige Weggefährten des Geehrten, beispielsweise der Übersetzer Professor Burkhart Kroeber oder der Verleger Michael Krüger, anwesend.



Eröffnet wurde die Veranstaltung durch superfro, eine Mainzer Jazzband, die an diesem Tag in Trio-Besetzung mit Piano, Kontrabass und Perkussion auftrat und die Anwesenden mit ihrem locker-leichten Bar-Jazz auf die kommenden zwei Stunden einstimmte.



Die einleitenden Worte zur Ehrung kamen von Michael Ebling, dem Oberbürgermeister der Stadt Mainz und damit auch Präsident der Internationalen Gutenberg-Gesellschaft. Neben der Begrüßung der Anwesenden war es vor allem die Bedeutung von Johannes Gutenberg die diese Rede bestimmte und die mit der Übergabe des Gutenberg-Preises an Umberto Eco und seinem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Mainz endete.



Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo folgte die launige, wenn auch etwas lange und weitschweifige, Laudatio von Michael Krüger, dem Präsidenten der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. Der langjährige Verleger von Umberto Eco kennt den Geehrten schon seit vielen Jahrzehnten und konnte den Gästen entsprechend fundiert einen Einblick in das Schaffen des Preisträgers geben.



Schließlich kam auch der Gefeierte selbst zu Wort. Während er die Einleitung seiner Rede noch in passablem Deutsch vortrug war der Rest in Italienisch gehalten. Glücklicherweise hatten die Gastgeber vorgesorgt und die Digressionen eines Bibliophilen in der Übersetzung an die eingeladenen Gäste ausgeteilt, so dass die Anwesenden dem Vortrag gut folgen konnten. Professor Eco gab hier einen Einblick in seine große Leidenschaft: die Sammlung alter Bücher, mit all ihren Höhen und Tiefen.



Beim anschließenden Empfang im Foyer bot sich die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit den immer noch zahlreich anwesenden Gästen. Und auchder frisch gebackene Preisträger ließ es sich nehmen, noch einige Autogramme zu geben, bevor er sich still und leise, mit einem Zigarillo zwischen den Lippen, aus dem Mainzer Rathaus verabschiedete.



Die vollständigen Reden der Preisverleihung werden für den interessierten Leser im Gutenberg-Jahrbuch 2015 zusammengefasst, das im nächsten Jahr über die Internationale Gutenberg-Gesellschaft in Mainz e.V. (www.gutenberg-gesellschaft.de) bezogen werden kann.